Nachruf auf Wolfgang Koppensteiner
Die Nachricht vom plötzlichen Unfalltod Wolfgang Koppensteiners erschütterte letzte Woche die Pferdewelt Baden Württembergs. Während einer Radtour durch den Schönbuch war er kurz nach seinem 80igsten Geburtstag tödlich verunglückt.
Die Tübinger Reitgesellschaft trauert um einen tatkräftigen Unterstützer und Begleiter, dem der Verein viel zu verdanken hat und der darüber hinaus selbst als erfolgreicher Reiter und Springstallbesitzer über Jahrzehnte eine zentrale Rolle im großen Sport ausfüllte.
Als sein Wallach Cassadero 2018 erst im Großen Preis von Tübingen und dann im November im BW-Cup beim Hallenreitturnier in Stuttgart unter seinem Reiter Andy Witzemann siegte, wurde Koppensteiner auch gefragt , ob er das Pferd jetzt zu einem hohen Preis verkaufen würde. Seine Antwort kam ohne zu Zögern: „Das steht nicht zur Debatte. Ich bin kein Pferdehändler. Ich mache das alles nur zum Spaß.“
Als Amateur verfügte er jedoch über viel reiterlichen Sachverstand und profundes Wissen. So hatte Koppensteiner Cassadero als Vierjährigen bei einer A-Springpferdeprüfung gesehen und sich das Pferd zu einem günstigen Preis gesichert, denn „Teure Pferde kaufen kann jeder Depp“, so der Pferdfreund.
Auch sonst zeigte der erfolgreiche Unternehmer, der einen international tätigen Furnierbetrieb in Wannweil und den USA aufbaute, der mittlerweile von seiner Tochter Susanne geleitet wird, bei vielen Entscheidungen Tatkraft und Entscheidungswillen.
Davon profitierte viele Jahre lang die Tübinger Reitgesellschaft, der er sein Leben lang verbunden blieb. Schon als Schüler absolvierte er in der alten Reithalle in der Wilhelmstrasse seine ersten Reitstunden mit selbst verdientem Geld.
Als der Verein 1962 auf die damals noch komplett freien Flächen in Waldhäuser-Ost umzog, sorgte er für die nötigen Erweiterungen wie den Bau des großen Springplatzes, der Großen Halle, eines zweiten Dressurvierecks und der Führanlage. Über dreißig Jahre diente er dem Verein erfolgreich als Schatzmeister und setzte sich erfolgreich dafür ein, dass 1976 die Deutschen Juniorenmeisterschaften in Tübingen stattfanden und später das Landeschampionat in das Tübinger Sommerturnier integriert wurde. Als Förderer der Jugend stellte er außerdem großzügig Jugendlichen seine Pferde zur Verfügung.
Als waghalsiger Reiter überlebte er viele Stürze und scheute nie das Risiko. „Man muss bloß richtig fallen und das kann ich“, kommentierte er klaglos gebrochene Rippen und Blutergüsse. Dennoch kommt sein Tod viel zu früh und hinterlässt eine schmerzhafte Lücke, auch wenn er selbst jetzt so gestorben ist, wie er es sich wohl gewünscht hätte – mitten in der Bewegung, in seinem geliebten Sport.